Sich proteinreich zu ernähren ist der Food- und Feel-Good-Trend schlechthin: Alle wollen fit, gesund und schlank sein. Da ist es kaum verwunderlich, dass eiweißreiche Lebensmittel immer beliebter werden.

In jedem Supermarkt füllen sie mittlerweile reihenweise die Regale: Fitness-Müslis, Protein- Joghurts und Sportlerriegel. Auch im x-beliebigen Drogeriemarkt um die Ecke gibt es schon lange Eiweiß-Shakes in jeder Geschmacksrichtung.

Immer mehr Lebensmittelhersteller setzen also auf die enorme Werbewirkung der Proteine. Ein High Protein-Pudding zum Löffeln vom Marktführer-Doktor des Vertrauens, ein Vanilleshake als „optimale Workout-Ergänzung“, oder ein „Keiner macht mich mehr an“- Protein Eis, für die kleine aber erlaubte Sünde in der Diät.

Kurz: Den vielen bunten „High Protein Produkten“ kann man kaum noch aus dem Weg gehen.

Der Clou: Nicht nur die beliebtesten Milch- und Süßspeisen der abnehmwilligen Hobbysportler werden mit Eiweiß aufgepeppt, der Hype macht inzwischen auch vor Aufstrichen, Tiefkühlpizzen und verschiedenen Brotsorten keinen Halt mehr. Sogar kalorienreduziertes „Protein-Water“ gibt es mittlerweile zu kaufen.
Moment mal, ist Wasser nicht immer kalorienfrei…? Natürlich! Und auch der klassische Magerquark enthält selbstverständlich bereits eine erhebliche Menge an Eiweiß – dessen Image ist jedoch, gelinde gesagt, ausbaufähig.

Also doch lieber keine Eiweiß-Trend Produkte – Wird der allgemeine Protein-Wahn schlicht überschätzt?

Eiweiß in der Diät
Dass Eiweiß beim Abnehmen hilft ist definitiv nichts Neues. Aber warum ist das eigentlich so?

Die Reduktion von Kalorien in der Diät führt nicht nur zum Abbau von Fett, sondern auch zum Verlust von wertvoller Muskelmasse. Wer zu lange, ein zu großes Defizit einhält, riskiert eine geringere Stoffwechselleistung, einen sinkenden Grundumsatz und damit auch einen niedrigeren Kalorienverbrauch. Wer weniger Muskeln besitzt, verbrennt in Ruhe also auch weniger Energie und befeuert somit den gefürchteten Jojo-Effekt enorm.

Hier kommt unser Eiweiß wieder ins Spiel, denn:

Proteine halten dich lange satt und tragen in der Diät zum Erhalt der Muskulatur bei.

Im Vergleich zu Kohlenhydraten fördert eiweißreiche Kost die Sättigung nachweißlich stärker, begrenzt so die Kalorienaufnahme und mindert den Heißhunger (Gwin, Maki, & Leidy, 2017).

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt als Mindestzufuhr für durchschnittlich aktive Menschen 0,8g Protein pro Kilogramm Körpergewicht (DGE, 2017). Studien zeigen jedoch, dass dieser Wert eher niedrig angesetzt ist und raten daher, vor allem Sportlern während der Diät, zu 1 – 2 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht (Elango, Humayun, Ball, & Pencharz, 2010; Jäger, et al., 2017).

Brauchen wir also wirklich einfach nur auf die schön präsentierten Protein Produkte zurückzugreifen um die ungeliebten Kilos mühelos purzeln zu lassen? Unsinn!

Zwar hilft eine eiweißbetone Ernährung tatsächlich beim Abnehmen, der Eiweißbedarf eines Freizeitsportlers lässt sich jedoch problemlos über eine ausgewogene Ernährung decken. Mit Vollkornbrot, Naturjoghurt oder Magerquark kommt man schnell auf die benötigte Menge. Auch Fisch, Kartoffeln und Hülsenfrüchte sind übrigens eine super Proteinquelle.

Halten wir fest:
Nahrungsmittel werden künstlich mit Protein und Süßstoffen aufgepimpt und schön verpackt, um zu scheinbar sportlich-gesunden Nahrungsmitteln aufzusteigen. Produkte mit High Protein-Aufklebern wirken gesund und suggerieren, dass die extra Portion Eiweiß besonders gesund und absolut notwendig sei. Was viele übersehen: Häufig enthalten sie sogar mehr Fett oder chemische Zusatzstoffe als die konventionellen Produkte und sind dabei vor allem eins – verdammt teuer!

Schaden können die Trend-Produkte bei moderatem Komsum trotzdem nicht. Wenn dir die High-Protein Lebensmittel einfach nur gut schmecken, du dich nicht von den Werbeversprechen täuschen lässt und dich weiterhin ausgewogen ernährst: Go for it.